Interview mit der Ehrenvorsitzenden der Deutsch-Türkischen Kontaktgruppe Rietberg e.V.

Frage: Frau Schrön, wie ist die Idee zur Vereinsgründung entstanden?

Antwort: Die Idee war mithilfe der Gemeinnützigkeit eine strukturelle Handlungsmöglichkeit zu gewinnen. Es gab zu der Zeit weder eine Unterstützung von Stadt oder Regierung! Mit sämtlichen Fragen rund um das Thema Integration waren wir allein. Neben dem Türkischlehrer Herrn Erdal Erdem, waren die einzigen Helfer das Evangelische Erwachsenenbildungswerk Gütersloh, die AWO, die Caritas und die VHS. Um unsere Ideen zu verwirklichen, waren wir daher auf Spenden angewiesen.

Frage: Hatte das Engagement auch politische Gründe?

Antwort: Es hatte absolut keine politischen Gründe, sondern war eine Herausforderung gegen Ausländerfeindlichkeit zu kämpfen und die Bürger aufzuklären und uns einander näher zu bringen.

Frage: Welche Rolle spielte die Südtorschule bei der Gründung der DTKG?

Antwort: Die Südtorschule diente der Caritas zur Hausaufgabenhilfe. Da haben wir uns eingeklinkt und konnten noch einen Raum für die Altkleider und später einen Betreuungsraum für jüngere Kinder gewinnen. Irgendwann bekamen wir auch einen Vereinsraum. Das waren einige Kämpfe und viel Arbeit nötig. Später wurde eine Beratungskraft für Ausländer eingestellt.

Frage: Sehen Sie Parallelen in der aktuellen Flüchtlingssituation?

Antwort: Das hatten wir alles schon mal. Es ändert sich nichts. Die Vorurteile sind sogar gewachsen!

Frage: Was waren die größten Hürden in der Anfangszeit? Wie haben Sie diese Zeit wahrgenommen?

Antwort: Wir waren völlig auf uns allein gestellt. Niemand hatte ein offenes Ohr, wir mussten Bundes- und Kultusminister, die Presse und das Erzbistum kontaktieren um Gehör zu finden. Trotzdem kam es lange nicht voran, es war sehr anstrengend, nervig und zeitaufwändig. Beispielsweise haben wir Elternbesuche bei türkischen Familien gemacht, um Werbung für die Anmeldung in Kindergärten zu machen und mussten dann feststellen, dass die Kindergärten die Anmeldungen ablehnten. Erst durch den Druck der Medien änderte sich etwas.

Bei dem Besuch der Staatssektetärin des Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen im Kommunalen Integrationszentrum Gütersloh waren wir stellvertretend  für die Migrantenselbstorganisationen im Kreisgebiet vertreten. Das Gespräch verdeutlichte die große Bandbreite der Akteure, die im ressortübergreifenden Themengebiet Integration „unterwegs“ sind. Den ausführlichen Presseartikel findet ihr hier: http://www.kreis-guetersloh.de/buergerservice/110/sr_seiten/artikel/112180100000079129.php

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